Luftlose Rennrad-Reifen von Tannus

06. Apr 2020Tests von Equipment rund ums Rad

Nach knapp 6000 km stand der Wechsel meiner Rennrad-Reifen (Mäntel und Schläuche) an. Die bisherigen Continental Grand Prix 4000 S II hatten sich gut bewährt, trotz reichlich Schotterwegen und teilweise scharfen Bordsteinkanten hatte ich nicht einen einzigen Platten. Was mich störte war, dass sich der Reifendruck wöchentlich um ca. ein Bar verringerte, was aber sicherlich nicht den Mänteln geschuldet war.

Zufällig stolperte ich über luftlose und schlauchlose Rennrad-Reifen von Tannus. Die Reifen hatten mich direkt überzeugt und ich habe mir einen Satz gekauft.

Zugegeben, die Montage braucht kräftige Hände! Vier Hände empfehle ich (als Frau) auf jeden Fall! Für einen Reifen brauchte ich eine Stunde – und das Ganze zweimal – meine Hände haben noch zwei Tage lang geschmerzt! Aber was tut man nicht alles für wartungsfreie Reifen?

  • Keine Gefahr sich einen Platten zu fahren
  • Kein Druckverlust bzw. kein Messen mehr nötig
  • Kein Reserve-Reifen, Reifenheber und Pumpe mehr bei jeder Fahrt mitführen

Ins Gewicht fallen die Reifen kaum – trotz Vollmaterial. Ein Reifen wiegt laut Hersteller 430 Gramm. Nach der Montage wog mein vorderes Laufrad genau 1177 Gramm und damit 107 Gramm mehr, als mit Schlauch und Mantel. Zieht man nun den Reserve-Schlauch, Reifenheber und Luftpumpe ab, entsteht im schlechtesten Fall eine Gewichtssteigerung im 100-Gramm-Bereich auf das ganze Rad gesehen.

Jetzt mussten sie sich nur noch bewähren…

Die roten luftlosen Rennrad-Reifen von Tannus passen perfekt zum Canyon-Rot des Rennrads.

Nach der ersten Ausfahrt war ich noch unentschlossen. Ich war zuvor eine ganze Woche nicht gefahren und hatte während der Fahrt gefühlt aus jeder Richtung Gegenwind, was sich auch bei den folgenden Ausfahrten nicht änderte. Doch dann wurde schon recht bald klar, dass es nicht nur am Wind lag, dass sich mein Schnitt so verschlechtert hatte.

Fazit

Die Reifen überzeugen mit gutem Grip, das mulmige Gefühl sich einen Platten zu fahren, wenn man über Schotter oder Kies fährt weicht völliger Sorglosigkeit. Auch genial: Einfach aufs Rad steigen und losfahren, ohne vorher den Luftdruck kontrollieren zu müssen. Also diese Faktoren sprechen auf jeden Fall FÜR die Reifen.

Selbst der hohe Rollwiderstand – die Reifen kleben gefühlt auf der Straße fest – und die 2-3 km/h, die man damit langsamer fährt könnte man vielleicht in Kauf nehmen.

Das K.O.-Kriterium ist allerdings der fehlende Komfort. Das Vollmaterial gibt kein Stück nach. Jegliche Unregelmäßigkeiten der Straße gehen 1:1 in die Gelenke über. Rauher Asphalt, Risse oder Flicken und daraus resultierende Vibrationen bescherten mir nach einer 50-km Ausfahrt schon bald schmerzende Gelenke und zwar überall: Finger, Hände, Ellbogen, Schultern, Nacken, Lendenwirbel-Bereich… Da sieht man erst einmal, wie viel Luft-Reifen absorbieren.

Vielleicht sind meine Gelenke etwas überempfindlich – das wäre nicht neu – aber eines steht fest: Ein Hobby sollte Freude bereiten und nicht in Schmerzen resultieren.

Schade – es wäre wirklich zu schön gewesen. Vor diesem Hintergrund war es unumgänglich, die Tannus-Reifen nach gut 200 km wieder durch Luft-Reifen zu ersetzen.