Leichtere Gänge am Rennrad

22. Sep 2023Rennrad-Technik

Wie du leichtere Gänge am Rennrad bekommst?

Leichtere Gänge am Rennrad - technische Grenzen kurz erklärt

Leichtere Gänge am Rennrad – technische Grenzen kurz erklärt

Rennräder sind leicht, Rennräder sind schnell. Das macht die Steigungen aber nicht leichter und erhöht auch nicht die Muskelkraft. Was also tun, wenn man/frau mit dem Rennrad steile Berge hinauf will oder gar muss aber die verbaute Schaltung keine leichteren Gänge hergibt? Vielleicht hast du gerade erst mit dem Rennrad Fahren angefangen und stellst fest: Dir fehlt einfach (noch) die Kraft in den Beinen und so richtig Spaß macht diese Quälerei nicht. Du kommst an deine Grenzen und entwickelst vielleicht sogar schon eine Aversion gegen deinen Hausberg, um den du nicht herum kommst?

Mit ging es damals so 2018, Berg fahren machte einfach keinen Spaß, und im hügeligen Voralpenland sind eben Berge! Was also tun, wenn man keine Lust auf Krafttraining hat, damit die Beine stärker werden? Manch einer beißt es trotzdem durch, manch anderer sagt: „Gut am Berg wird man nur, indem man Berge fährt“. Ich für meinen Teil habe mich mit meiner Schaltung vertraut gemacht, und wollte eine Antwort auf die Frage, wie ich leichtere Gänge an meinem Rad bekommen kann.

Sind 1:1-Übersetzungen mit 105, Ultegra oder Dura Ace wirklich das Ende der Fahnenstange?

Kurbel-Varianten und Ritzelpakete

Betrachten wir reine Shimano-Schaltungen für Rennräder haben wir das Einsteiger-Modell 105, das Ultegra-Modell für Ambitionierte und das Highend-Modell Dura-Ace. Alle Modelle bekommt man mit einer Kompakt-Kurbel, das ist die Kurbel mit den wenigsten Zähnen. Das heißt konkret, das kleine Kettenblatt hat 34 und das große Kettenblatt hat 50 Zähne. Es gibt auch noch Semikompakt-Kurbeln mit 36/52 Zähnen oder gar die Kurbel für die ganz starken mit 42/54 Zähnen. Wenn du eine leichte Übersetzung möchtest, brauchst du wenig Zähne, so wenig wie möglich, also minimal 34 Zähne auf dem kleinen Kettenblatt. Die Kurbel der Wahl wäre somit ganz klar eine Kompakt-Kurbel.

Die hintere Kassette hat 11 oder neuerdings auch 12 Ritzel. Die Ritzel gibt es dabei in zahlreichen Abstufungen (12-25, 11-30, etc.). Die Abstufung 11-34 ist unser Objekt der Begierde, hier hat das kleinste Ritzel 11 und das größte Ritzel 34 Zähne hat. Im Gegensatz zum Kettenblatt brauchen wir bei der Kassette viele Zähne, um eine leichtere Übersetzung zu bekommen.

Angenommen du hast eine Kompaktkurbel (34/50) und eine Kassette mit 11-34 Zähnen am Rad, bekommst du die leichteste mögliche Übersetzung, wenn du auf das kleine Kettenblatt schaltest und hinten auf das größte Ritzel. Dann hast du vorne und hinten 34 Zähne. Das heißt du fährst eine 34:34 oder eben auch eine 1:1 Übersetzung. Eine Kurbelumdrehung entspricht dabei einer vollen Umdrehung des Hinterrads.

Was kann man/frau nun tun, wenn die 1:1-Übersetzung immer noch zu schwer ist? Kettenblatt mit weniger Zähnen? Kassette mit mehr Zähnen? Letztere Option ist nur bedingt empfehlenswert, bedenke, dass je mehr Zähne, desto schwerer die Kassette, weil mehr Metall. Wesentlich attraktiver klingt ein Kettenblatt mit weniger Zähnen, da dies kleiner und folglich auch leichter wird => wir brauchen weniger Gewicht den Berg hoch treten.

Und genau hier liegt das Problem: Es gibt keine kleineren Kettenblätter – zumindest nicht von Shimano. Hier die Erklärung.

Der 110er Lochkreis

Der Lochkreis beschreibt den Abstand der Löcher der Kettenblätter zum Befestigen an der Kurbelgarnitur. Shimano hat sich hier bei Rennrad-Schaltungen auf das Standardmaß 110 mm festgelegt. Das heißt, behält man die Zahngröße und deren Abstand bei, was aufgrund der Kette zwingend notwendig ist, ergibt sich bei einem Kettenblatt für unser Rennrad mit 110er Lochkreis, eine minimale Anzahl von 34 Zähnen, weniger geht nicht.

Wenn du an deinem Rennrad also eine Shimano-Schaltung hast, bist du mit einem 34er Kettenblatt und einem 34er Ritzel am Ende der Fahnenstange.

Vielleicht hast du auch schon diese eine Kassette mit 11-36 Zähnen gesehen. Warum du diese nicht mit deiner Kompaktkurbel kombinieren kannst liegt an der Schaltkapazität der Shimano-Schaltwerke.

Schaltkapazität 35 oder 39 Zähne

Das Schaltwerk findest du hinten an deiner Kassette. Dieses kann einen kurzen oder einen langen Käfig haben. Der Käfig ist dieser Arm, der die Kette nach unten führt. Ein Schaltwerk mit kurzem Käfig hat eine maximale Kapazität von 35 Zähnen und mit langem Käfig max. 39 Zähne. Was heißt das jetzt genau, wie viele Zähne haben wir denn?

Die Formel lautet: (Zähne großes Kettenblatt – Zähne kleines Kettenblatt) + (Zähne großes Ritzel – Zähne kleines Ritzel)

Setzen wir die Zahlen einer Kompaktkurbel (34/50) und einer Kassette mit 11-34 Zähnen ein, kommen wir auf folgendes Ergebnis:

(50 – 34) + (34 – 11) = 16 + 23 = 34 Zähne

Angenommen wir haben eine Kassette mit 11-36 Zähnen ergäbe das (50 – 34) + (36 – 11) = 16 + 25 = 41 Zähne
Die Shimano-Schaltwerke können diese 41 Zähne selbst mit langem Käfig nicht bedienen. Die Kette würde dann durchhängen und womöglich vom Kettenblatt springen, wenn es einmal ruppig wird.

Damit ist also die Frage, ob man nicht eine Kassette mit mehr Zähnen verbauen kann, um eine leichtere Übersetzung zu bekommen, beantwortet.

Gibt es eine Subkompakt-Kurbel fürs Rennrad?

Nein, gibt es nicht, zumindst nicht von Shimano. Aber das muss es auch nicht. Was es nämlich gibt sind ovale Kettenblätter von absoluteBlack, die mit allen 11×2-Schaltungen der Modelle 105, Ultegra und Dura Ace kompatibel sind. Konkret heißt das, mit diesen Kettenblättern bekommt man eine Subkompakt-Kurbel mit einer Kettenblattabstufung von 30 und 46 Zähnen ans Rennrad und braucht dabei keinerlei Adapter!

Ich habe diese Kettenblätter gekauft und an mein erstes Rennrad geschraubt. Das war wirklich super leicht und damit haben mir Berge endlich wieder Spaß gemacht! Lies hier meinen Erfahrungsbericht.